Gilly Salmon entwickelte ihr 5-Stufen-Modell als Orientierungshilfe für E-Moderationsprozesse, mit der Zielsetzung Wissenskommunikation- und Wissenskonstruktionsprozesse zu unterstützen. Die grundlegende Annahme ihres Modells ist es, dass bekannte Gruppenprozesse aus der psychologischen Forschung auch in virtuellen Gruppenprozessen anzufinden sind (Salmon, 2004). Abgeleitet aus diesen Erkenntnissen der Psychologie entwickelte sie ein Modell, welches fünf aufeinander aufbauende Stufen umfasst. Die Moderationsaufgaben und Aufgaben zum technischen Support, welche innerhalb jeder Stufe variieren, entscheiden, über den Verlauf des Gruppenbildungsprozesses. Dem E-Moderator, wie Salmon die betreuende Lehrperson bezeichnet, kommen immer andere Aufgaben und Funktionen zu.
Das 5-Stufen-Modell bietet für die E-Moderation einen Anleitungsfaden, denn es zeigt an, auf welcher Stufe sich der Lernende befindet und was er zu diesem Zeitpunkt an Hilfestellung benötigt, um die nächste Stufe erreichen zu können. Die folgende Abbildung zeigt die einzelnen Stufen, die die Teilnehmer durchlaufen. Um den regelmäßigen Besuch einer Lernumgebung und somit langfristig auch Lernprozesse zu ermöglichen und zu aktivieren, sollte der Einstieg interessant und niedrigschwellig angelegt sein (Salmon 2004, S. 31). 







Abbildung: 5-Stufen-Modell nach Salmon. URL: https://cyberlearning.ch/2017/11/17/5-stufen-der-e-moderation/

Die erste Stufe des Modells ist die des Zugangs und der Motivation (Access and Motivation). Hier gilt es mögliche Hemmschwellen zu überwinden und die Teilnehmer zur aktiven Mitarbeit zu ermutigen, indem sie mit den technischen Vorraussetzungen und der Gruppe selbst vertraut gemacht werden.(...)
Auf der zweiten Stufe befinden sich die Teilnehmer  in der Phase der Onlinesozialisation. Die ersten sozialen Kontakte werden jetzt geknüpft und im virtuellen Umfeld gefestigt, unerfahrene Teilnehmer machen hier erste Erfahrungen mit der computervermittelten Kommunikation. Salmon (2008, 36f.) weist hier darauf hin, dass es in dieser Phase von Bedeutung ist, dass sich die Teilnehmer respektiert und ernstgenommen fühlen sollten. Aufgabe des Betreuers ist es, zur Kommunikation untereinander zu ermutigen. Zudem motiviert es die Teilnehmer, wenn sie erkennen, dass sowohl hinter dem Betreuenden als auch den Teilnehmern reale Personen existieren, welche unter Umständen mit ähnlichen Startschwierigkeiten kämpfen. Die menschliche Komponente und die persönliche Ansprache ist in dieser Phase ebenso entscheidend wie der enge technische Support, um einer vorzeitigen Frustration aufgrund von technischen Barrieren oder fehlender sozialer Präsenz und dem damit verbundenen Dropoutrisiko entgegenzuwirken. (...)
Salmon unterscheidet auf den Einzelstufen zwischen den notwendigen technischen Anforderungen und dem damit verbundenen technischen Support sowie den Aufgaben innerhalb des Moderationsprozesses durch den Betreuenden.
Die dritte Stufe ist die es Informationsaustausches. Hat sich eine kooperationsfähige Gruppe etabliert, kann mit dem Informationsaustausch in der Gruppe begonnen werden, indem Informationen zusammengetragen und als ein Gruppenergebnis präsentiert werden können. Aufgabe der Betreuung ist es hier entsprechende Lernmaterialien und Aufgaben bereitzustellen, die das Sammeln der Informationen aktivieren und befördern. Die Kommunikation unter den Gruppenmitgliedern nimmt zu und beschränkt sich dabei nicht mehr nur auf einzelne Teilnehmer.
Erst auf der vierten Stufe, der Stufe der gemeinsamen Wissenskonstruktion, kommt es zu einer vertieften inhaltlichen Diskussion der Lerninhalte, und erst hier wird das bisher Erlernte mit der eigenen Lebenswelt vernetzt. (...)
Die Intention der fünften Stufe ist die Übergabe der Moderation an die Teilnehmer - Art der Moderation, Medium und Methodik werden allmählich an die Teilnehmer übergeben und die Verantwortung für den Verlauf liegt bei den Teilnehmern und nicht mehr ausschließlich beim Tutor. Diese Stufe umfasst die Phase der Weiterentwicklung und der Selbstorganisation.(...)
Das 5-Stufen-Modell bildet die Basis der didaktischen Überlegungen für deinen Moodlekurs. Es dient als Orientierungshilfe in der Planung und Gestaltung der Unterrichtseinheiten und zur Überprüfung, wo sich die einzelnen Teilnehmer in ihrer Entwicklung im Kursverlauf befinden und wie viel Unterstützung sie noch benötigen.



Quellenangaben:
Salmon, G. (2004). E-tivities: Der Schlüssel zu aktivem Online-Lernen. Zürich: Orel Füssli.
Salmon, G. (2008). E-moderating: The key to teaching and learning online (2. Aufl.). London, New York: RoutledgeFalmer.